Vier eindringliche Plädoyers für die Gruppenauslaufhaltung

Die Pferdeauslaufhaltung bietet eine besonders angepasste, weithin naturnahe Haltungsform. Sie ist deshalb die Haltungsform, die dem grundlegenden Wandel der Pferdenutzung vom regelmäßig genutzten Arbeitstier zum nur noch unregelmäßig genutzten Freizeitbegleiter am konsequentesten Rechnung trägt.
Prof. Dr. Joachim Piotrowski
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft FAL, Braunschweig

sirwilly und lukas

Da etablierte Verhaltensstörungen jedoch schwer zu therapieren sind, ist eine gezielte Prophylaxe unabdingbar. Dies beinhaltet Sozialkontakt, viel Bewegung, lange Fresszeiten und wechselnde Umweltreize sowie ein verhaltensgerechter Umgang mit den Pferden. Letztlich bedeutet dies eine Abkehr von der Einzelhaltung in Boxen hin zu Gruppenhaltung im Offenstall...
Dr. Margit Zeitler-Feicht
Institut für Tierhaltung und Verhaltenskunde, TU-München

pferde gruppe

Ich bin jedoch fest der Überzeugung, kein "fundamentalistischer Naturschützer" zu sein, wenn ich bei der heutigen geänderten Einsatzart der Pferde geschlossene Boxen und Ständer als nicht pferdegerechte Haltungsform für Tiere ablehne, die sich in den allermeisten Fällen 23 Stunden am Tag tödlich langweilen und sich bei Boxen nur im kleinen Kreis drehen können. Oder würden Sie eine Katze dauernd in einem Bierharass oder einen Schäferhund in einer Kiste von Palettengröße halten, mit nur einer knappen Stunde Auslauf täglich? Wieso soll etwas bei Pferden normal sein, was bei Katze und Hund undenkbar ist? Alle drei Tierarten sind Bewegungstiere und sollen sich auch dauernd bewegen können. Das ist gelebter Tierschutz und kein "fundamentalistischer Naturschutz"! Obschon ein großer Teil der Pferdebesitzer hartnäckig an einer längst überholten Haltungsform festhält, beginnt sich die Ansicht über die moderne Pferdehaltungsform durchzusetzen. Immer mehr Pferde werden in Gruppen gehalten und beweisen damit, dass es eben doch geht - auch für Sportpferde - und dass die Pferde sich dabei bester Gesundheit erfreuen.
Prof. Dr. Klaus Zeeb (emeritiert)
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt, Freiburg

bilder swr

Lebensbedingungen, die durch Bewegungsmangel, schlechte Luft und fehlenden Sozialkontakt gekennzeichnet sind, führen zu einer Anhäufung von Erkrankungen der Bewegungs-, Atemwegs- und Verdauungsorgane mit chronischem Krankheitsbild und einer damit verbundenen geringeren Lebenserwartung ... Die genannten Probleme machen deutlich, daß die Einzelhaltung in Boxen kein ideales Haltungssystem für Pferde ist. In einem tiergemäßen System sollen die artspezifischen Bedürfnisse eines Pferdes wie kontinuierliche, ruhige Bewegung in frischer Luft, leben im Gruppenverband, Kontakt zur Umwelt und eine auf die Verdauungsphysiologie abgestimmte Fütterung Berücksichtigung finden.
Prof. Dr. Franz-Josef Bockisch,
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft FAL, Braunschweig

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